Ernst Wille Statements                                                Update:

 

 

Bilder:  

Meine Bilder sollen Bilder sein, keine vorgetäuschten Räume; wenn eine dritte Dimension, dann faßbar. Sie sind und bleiben Flächen! Die Linien, Farben oder dreidimensionalen Formen sind nur bildnerische Mittel.

 

Farbe:  

Die Farbe als Eigenwert, als Eigenlicht soweit zu verändern, daß sie eine andere Materie illustriert oder imitiert, ist für mich (1977) undenkbar, auch wenn der Realismus heute wieder Mode ist.

 

Licht:  

Durch die Farbkomposition muß Licht als Aussage entstehen, wenn nicht, wird die Kunst zur Dekoration. Licht dargestellt? Nein! 

 

Abstraktion:  

Aus der Farbvorstellung eines Themas muß eine der Darstellung entsprechende Formel gefunden werden. 

 

Form:  

Es kann nur eine bis dahin nicht gekannte Form sein. Von der Naturform zur bildnerischen Form! 

 

Materie:  

Wenn es um Bildvorstellungen geht, ist die Interpretation von Materie oder Farbe als Aussage für mich besonders wichtig. Die endgültige Bestätigung der Intuition kann Schwerstarbeit sein.

 

Vorgang:  

Der bildnerische Vorgang ist ein spannender Prozeß, eine Auseinandersetzung zwischen dem Ich, dem Thema, dem Material und dem Geist. Der Verlauf kann sich in Minuten abspielen, er kann aber auch, wie Bilddaten zeigen, Jahre dauern. Die künstlerische Denkarbeit ist für mich vorerst einmal mit einem gleichseitigen Dreieck vergleichbar, dessen Winkel dem Ich, dem gestellten Thema und dem zu verarbeitenden Werkstoff vergleichbar sind. Das Geistige, das Transzendente der künstlerischen Arbeit kann durch einen weiteren Punkt symbolisiert werden, der das Dreieck dann zur Pyramide, zur dritten Dimension erweitert.

 

Funktion:  

So kann z. B. im Bereich der angewandten Kunst die geistige oder funktionale Ebene als Voraussetzung, als Bezug für die künstlerische Arbeit so sein, daß das Ich oder der Werkstoff als Aussage zurücktreten muß. Nicht alles was 1000 Jahre hält, ist gut!    

 

Ich:  

Wenn das Ich zurücktreten soll, können grundsätzlich nur formale Lösungen gesucht werden, d. h. die Grundformen und Farben geben die Gestaltungsrichtung an. 

Der künstlerische Maßstab ergibt die Qualität. 

Das Thema literarisch zu verbrämen, wäre als Ersatz das Schlimmste.

Ernst Wille Selbstbildnis - Zum Vergrößern, anklicken !

Thema:  

Die künstlerische Bewältigung eines Themas ist eine Gewissensfrage, die Zeit deckt Anbiederungen in jeder Form an Mode, Gesellschaft oder Politik auf.

 

Sensibilität:  

Voraussetzung ist die Lichtempfindlichkeit der Farben im Bild und sind die Kompositionszusammenhänge der Farbkomplexe; u. a. in dem dreidimensionalen Bereich. Bei abnehmender Lichtintensität (der Beleuchtung) muß die Farbwirkung in Raumwirkung übergehen. Durch den eintretenden Heil-Dunkeleffekt muß eine räumliche Modulation, besonders bei unterschiedlicher Beleuchtungsfarbe, etwa bei kaltem oder warmen Licht, entstehen. Entsprechend der notwendigen Konstruktion verändern sich die Farben der Bildkomplexe in allen bildnerischen Dimensionen. 

 

Komposition:  

Über die Tradition wurde die Bedeutung der Komposition für die Bildaussage erfahren und vielleicht begriffen. Es gab Vorschriften und es gab Freiheiten. Ein übergreifendes Kompositionsschema kann es heute nicht mehr geben, vielmehr muß von Bild zu Bild die Frage der Konstellation oder der Priorität der bildnerischen Fakten wie Thema, Komposition, Farbe,3. Dimension, Abstraktion, Maßstab, Technik usw. immer wieder neu gestellt werden. Wenn notwendig, muß durch lange Versuchsreihen das Ergebnis erarbeitet werden (s. Picasso). 

 

Maßstab:  

d. h, Bild-Mensch, Bild-Raum, Bild-Landschaft oder der Maßstab im Bild, In Funktion: ein kleines oder großes Bild im Raum oder in der Landschaft? Ein großes Bild im kleinen Raum heißt, ihm nicht ausweichen zu können; ein kleines Bild im großen Raum verlangt Nahsicht (Entfernung zum Bild und Tiefenwirkung des Bildraumes). Das Bild muß den Betrachter zwingen, seinen optimalen Standpunkt zu finden. So kann im Vergleichen von realem und transzendentem Raum eine neue Sicht von Wirklichkeit entstehen.